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Tagesanzeiger – Schmelzen statt frieren

Wir frieren. Was wärmt Körper und Seele mehr als ein Fondue? Im Fribourger Fonduestübli im Kreis 4 gibt es laut der deutschen Wochenzeitung „Zeit“ das bester der Stadt, laut dem „Handelsblatt“ gar das beste der Welt. Wir erwarten höchsten Kässegenuss, währschafte Gäste und ein uriges Heimatgefühl.

Im Fonduestübli landen wir gewissermassen in einem Caquelon. Es ist heiss, alles dreht sich um und riecht nach Käse. Das Lokal ist bis auf zwei Plätze knallvoll, das Publikum bunt gemischt, munter und rotbackig. Wir pressen uns zwisen den eng bestuhlten Holztischen durch, nehmen Platz und werden von unseren Tischnachbarn, zwei hemdsärmlige Herren, begrüsst. Sie hätten nur einen Weisswein trinken wollen, aber „mit dem Durst kam der Hunger, nach dem Hunger blieb der Durst“.

Für einmal gibts keine Qual der Wahl. Im Angebot sind Fondue fribourgeoise, moitié-moitié oder seulment au vacherin. Zur Vorspeise bietet die Karte Walliser Trockenfleisch und Rohschinken, Waadtländer Saucisson und Blattsalat. Dank der Raumtemparatur entfalten Trockenfleisch und Rohschinken (22.80 Fr) ihren herzhaften Geschmackt. Perfekt dazu passt der bernsteinfarbene Heida (8 Fr./dl), die Perle der Alpinweine und der Stolz der Wallisier Winzer in Visperterinen, mit seinem fruchtigen und würzigen Bouquet.

Der Gletscherwein vom höchsten Weinberg Europas begleitet uns weiter. Als Erstes serviert die freundliche Kellnerin das Fondue mit Vacherin (27.50 Fr.). Es wurde mit drei Sorten Firbourger Halbhartkäse, unterschiedlich reif, Knoblauch und Wasser zubereitet – aber ohne Wein. Weil es milder ist als der Klassiker, empfiehlt sie uns, zuerst „das Vacherin“ aufzugabeln. Eben haben die Tischnachbarn ihr Caquelon leer geputzt. Der eine klopft sich auf den Bauch, sagt: „Ich bin dick geworden“, schaut auf unsere Bäuche und ruft uns schelmisch „En Guetä“ zu. Wir lassen uns nicht beirren, zücken die Gabeln, spiessen Brotstücke auf und tunken sie in die helle, geschmeidige Masse. Das Fondue schmeckt exquisit, mild, aber würzig. Und wirkt entgegen allen Vorurteilen federleicht – mit Brot und Kartoffeln. Wir fragen die Kellnerin, welche Beilage leichter sei; sie antwortet diplomatisch: „Eigentlich Brot, doch es saugt mehr Käse auf als Kartoffeln.“

Nach einer kurzen Verschnaufpause landet das moitié-moitié (27.50 Fr.) auf unserem Tisch. Zu den drei Vacherin komment zwei Gruyère-Sorten dazu, samt Weisswein und Kirsch. Die Tischnachbarn recken die Hälse. Das Fondue riecht himmlisch käsig, ist herrlich sämig und schmeckt wunderbar kräftig. Wir schwenken Kartoffel- und Brotstücke im roten Caquelon und denken „Figugegl“. Die Werbekampagne der Achtzigerjahre („Fondue isch guet und git e gueti Luune“) ist haften geblieben wie die Kruste, die sich am Boden des Caquelons bildet. Wir warten, mit der Gabel in der Hand, auf den perfekten Moment und beginnen zu kratzen. „He, das Pfännli ist nicht im Preis inbegriffen“, witzeln die Nachbarn.

Wir sind, gelinde gesagt, satt- und glücklich. Das Fribourger Fonduestübli erfreut sich zu Recht eines Internationalen Rufs.

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